Blog-Archiv

Donnerstag, 1. September 2016

Was Babys können und was Eltern besser nicht machen sollten #Physiolife2015,9

Unsere ersten Pädiatriestunden sind vorbei und ich liebe dieses Fach jetzt schon. Ich habe Kinder ja sowieso super gerne. Vielleicht habe ich euch schon einmal erzählt, dass ich selber später gerne 3 davon hätte. Ein Junge und zwei Mädchen. Das ist der Traum. 
Für uns Physios spielen Kinder selbstverständlich auch eine ziemlich große Rolle, denn von unserer frühkindlichen Entwicklung gehen schließlich viele gesundheitliche Faktoren aus, die auch heute bei uns noch eine Rolle spielen. Die Koordination, das Gleichgewicht, die Selbstständigkeit, die Körperbeherrschung usw. 
In diesem Beitrag möchte ich euch eine Liste zeigen, was Kinder in welchem Lebensmonat (LM) können sollten, und was die größten Fehler der Eltern dabei sind. Was nicht heißt, dass euer Kind sicher krank ist, wenn es das ein oder anderen schon früher konnte, oder sogar erst viel später. Das ist ganz normal und dieser Beitrag dient nur als eine grobe Richtliene. Für die ein oder andere werdende Mama könnte das sicher interessant sein. 

1.-3. LM
In dieser Phase lernen Kindern von einer Asymmetrie in eine Symmetrie zu kommen. Das heißt, sie finden ihre Mitte, können ihren Kopf in der Mitte halten und lernen, dass sie zwei Körperhälften haben. Die Babys strecken ihre Beine von einer anfänglichen Froschposition und fangen an, zu strampeln. Die Hände berühren sind und werden in den Mund gesteckt. Durch den Hand-Fuß-Kontakt und den Fuß-Mund-Kontakt findet eine Körperschwerpunktsverlagerung vom Beckenbereich zum Bauchbereich statt. Außerdem können die Knirpse sich etwas auf die Seite drehen. Um aber tatsächlich auf den Bauch zu kommen, muss man sie schon selbst dahin legen. 
Meistens liegen die Kleinen dann in einem Päckchen, Arme und Beine unter dem Körper. Doch auch das verändert sich im Laufe der Zeit und die Kinder strecken Arme und Beine aus. Und dann wird sogar der Hals langsam gestreckt und der Kopf ein bisschen gehoben. Die Arme können sich schließlich unter den Körper schieben und in eine Unterarmstützposition gehen, was für die Kinder eine Horizont- und Sichtfelderweiterung bedeutet. 

4.-6. LM
Jetzt lernen Babys, sich von ganz alleine auf den Bauch zu drehen. Erst nur über eine, doch schon bald auch über die andere Seite. Also liebe Eltern, gebt euren Kindern Gelegenheiten dazu und nehmt ihnen nicht immer alles vorweg. Außerdem können sie quasi eine Brücke bauen, in Fachsprache Bridging machen. Sie stellen die Füße auf und heben Po an, sodass nur noch Kopf, Schulterblätter und Füße auf dem Boden sind. Der Kopf kann jetzt langsam schon wirklich selber gehalten werden und man braucht keine Angst mehr haben, dass er die ganze Zeit nach hinten fällt. 
In der Bauchlage stemmen Babys immer ihren großen Zeh in den Boden. Viele sagen dann: "Au, hör auf, das tut doch schrecklich weh." Hört auf damit. Wenn es eurem Kind weh tut, wird es schon aufhören damit. Dieser Entwicklungsschritt ist ganz besonders wichtig für ein korrektes Gangbild. 
Dann "schwimmen" Kinder gerne und viel. Das bedeutet, sie nehmen Arme und Beine gleichzeitig in die Luft und strampeln damit rum. Für die Kinder ist das genauso anstrengend, wie für uns Großen. Naja, und sie können sich jetzt von den Unterarmen sogar schon auf die Hände stützen. Das Sichtfeld wird also immer größer. 

7.-9. LM
Kinder lernen robben, den 4-Füßler-Stand, das bedeutet, sich auf Armen und Beinen stützen, sie beginnen zu krabbeln. Im 4-Füßler kann man das "rocking" beobachten. Die Kinder wippen immer von hinten nach vorne und wieder zurück. Und wenn sie mal zu weit gewippt haben, dann fallen sie hin, weil die Arme das Gewicht noch nicht tragen können. Somit werden Gleichgewicht und Muskelaktivität bestens trainiert. Also ist es wirklich auch ein großer Fehler, sein Kind zwanghaft vorne halten zu wollen, oder dafür zu sorgen, dass es nicht nach vorne fällt. Man hat immer viel zu viel Sorge um das eigene Kind und will nur das Beste. Doch manchmal ist weniger mehr. 
Die Kleinen schaffen es selbstständig, sich seitlich hinzusetzen und nur noch auf einen Arm zu stützen, und sie drehen sich auf dem Bauch um ihre eigene Achse (Pivoting). 

10.-12. LM
Und da ist der Knirps auch schon im letzten Entwicklungsstadium angekommen, bevor es seinen ersten Geburtstag feiert. Hier sollten Kinde definitiv krabbeln können, um sich etwas später selber in den Kniestand und in den Sitz bringen zu können. Es findet als Vertikalisierung statt. Dass Kinder erst so spät selber sitzen können, ist so unglaublich wichtig, dass glaubt ihr gar nicht! NIEMALS das eigene Kind schon vorher hinsetzten. Nicht an den Tisch, nicht ins Auto, einfach nirgendwohin. Es kann passieren, dass man dem Kleinen dadurch viele anderen Entwicklungsschritte klaut. Das Gleiche gilt für das hinstellen und laufen. Warum lassen wir unsere Kinder nicht selber erarbeiten, was sie können, und was nicht? 
Am Ende sollte das Kind dann erst an Gegenständen seitlich gegangen sein, schließlich Ecken und Kurven kennengelernt haben und irgendwann frei im Raum stehen und gehen können. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Folgt mir hier, um immer auf dem Laufenden zu bleiben :)

Follow